Samstag, 27. Februar 2010

Philosophical Art!

Kunst und Botschaft im Videoformat

Schon vor einiger Zeit - um genau zu sein vor einem halben Jahr - kam mir die Idee, Kurzfilme mit künstlerischer Note zu drehen, die durch den gezeigten Inhalt aber vor allem durch die dadurch formulierten Gedanken oder Ansätze einen Bezug zu meiner Leidenschaft Parkour haben, jedoch auch für den Zuschauer ohne diesen Hintergrund, klar verständlich und zugänglich sein sollen und ihm so vielleicht ermöglichen, diese Gedanken fortzuführen und sich über das eigene Meinungsbild bezüglich der dargestellten Themen bewusst zu werden.

Den Entschluss, dies auch wirklich in die Tat umzusetzen, fasste ich im Dezember und so entstanden die ersten beiden Teile einer Serie, dessen Gesamtanzahl an Teilen unbestimmt bleiben soll. Ich möchte mich weder einschränken lassen, indem ich sage, ich beschränke die Anzahl noch einen Gewissen Leistungsdruck schaffen, indem ich ein regelmäßiges Neuerscheinen verspreche, sondern nur dann etwas produzieren, wenn ICH es für sinnvoll erachte oder der kreative Input von außen da ist. Deswegen möchte ich dazu aufrufen: Sollte einer der Leser eine gute, nicht unbedingt vollständig ausgereifte und perfekt ausformulierte Idee haben, bin ich interessiert, diese, wenn sie mich überzeugt, in Videoform umzusetzen.

Nungut, die ersten zwei Teile möchte ich euch nicht weiter vorenthalten:

Endurance!

Aufgrund von Nachfragen und Unklarheiten im Deutschen Parkour Forum, habe ich noch die folgende kurze Erläuterung dazugeschrieben:
"Es sind es 6 Versuche, weil die anderen nicht gefilmt wurden. Und selbstverständlich werden viele Leute (darunter ich) bestimmte Sachen haben die sie vllt seit Tagen, Wochen, Monaten schon hunderte oder tausende Male versuchen und sicht Stück für Stück ihrem Ziel nähern. Es gibt da eine Mauer, die bereitet mir seit 1 Jahr Probleme und noch habe ich sie nicht bezwungen. Aber ich habe davon kein Material und mir erhofft, dass die Message auch mit einer vergleichbar kleinen Anzahl von Wiederholungen deutlich wird. Außerdem glaube ich Endurance ist kein Faktor, den du in verschiedenen Größen angeben kannst. Egal ob du jetzt nur durchgehalten hast und den Sprung schon beim 3. Mal schaffst oder bis zum 100. Sprung durchhälst. Es geht um die Motivation, die dahinter steckt: Es ist nicht wichtig was am Ende steht, also nach wie vielen Versuchen du den Sprung schaffst. Wichtig ist, welche Einstellung am Anfang steht. Wenn du dir sagst, du wirst diesen Sprung versuchen bis du ihn schaffst, nicht locker lassen, dich von nichts und niemandem abbringen lassen und wenn deine Kräfte nachlassen wirst du wiederkommen ohne auch das Ende abzusehen. DAS ist für mich Endurance!



mono no aware

Mono no aware ist ein japanischer Begriff (wörtl. das Pathos der Dinge), der das Bewusstsein von der Vergänglichkeit aller Dinge bedeutet. (Quelle: Wikipedia)


Gesprochener Text:

„Wenn Du leidest, dann ist es nicht deshalb, weil die Dinge vergänglich sind. Du leidest, weil du glaubst, dass die Dinge unvergänglich sind.“


Ich denke, die Mehrheit der Menschen sehen Vergänglichkeit als ihren Feind an und das macht sie kaputt. Vergänglichkeit ist für sie das schwarze Loch, dass ihnen ihre Zeit entreißt, für Stress sorgt, sie älter werden lässt. Aber Vergänglichkeit sollte kein Feind sein, es ist einfach der Fluss der Zeit oder genauer gesagt ist es die Richtung in die der graue Strom Zeit fließt. Manchmal glauben wir, dieser Strom fließe langsamer oder schneller und doch ist er unaufhaltsam, egal was man ihm in die Quere legt. Man sollte weder vorrausschwimmen in diesem Strom, nicht versuchen zu

weit in die Zukunft zu schauen noch versuchen dagegen anzukommen und in der Vergangenheit zu verweilen sondern sich der Vergänglichkeit hingeben und für den Moment leben. Ohne Vergänglickeit ist auch kein Leben, denn das Leben und vergehen sind eins. Das Bewusstsein über die Unabdingbarkeit der Vergänglichkeit ist befreiend und ist das Werkzeug zur Veränderung.



Freitag, 2. Oktober 2009

Kreativität?!

Life is colorful :)


Der moderne Mensch (homo sapiens) gehört zu den Daseinsformen auf diesem Planeten, denen es gewährt ist viele verschiedene Farben wahrzunehmen. Zwar ist diese optische Fähigkeit nicht einzigartig und tatsächlich sogar den Fähigkeiten bestimmter Tiere unterlegen und doch hat sie mir in meinen Überlegungen zum Thema Kreativität geholfen.


Die Welt ist bunt. Egal ob natürlich oder künstlich, sie sprotzt nur so vor Farbe. Und doch verkümmert das Talent der Menschen diese zu schätzen und sich an ihr zu bereichern. Man hört Leute häufig vom grauen Alltag reden, doch streng genommen ist das Leben vieler Menschen unserer Kultur eher schwarz-weiß, rein und raus, an und aus. Natürlich hat der Mensch die Fähigkeit Farben zu sehen nicht wirklich verloren, doch mit fortschreitender Zeit und allgemeinem Fortschritt verändern sich auch Kulturen und die Gesellschaft fordert Opfer. Der Mensch hat (nicht nur im Arbeitsleben) seinen Aufgaben entsprechend zu funktionieren, soll nicht auf Zeitintensive (Um)Wege kommen, sich womöglich eigene Gedanken - an der optimalen Lösung vorbei - machen. Daher sieht er die Farben, die ihm nützlich sind; natürlich abhängig von verschiedenen Faktoren (z.B. Beruf, soziales Umfeld, Sicherheit, Sport etc.). Die Gesellschaft und die Familie prägen den Menschen von klein auf, leiten ihn und geben ihm einen bestimmten Weg vor, wörtlich: mit Ampeln, Straßen, Gebots- und Verbotsschildern usw. aber auch im weiteren Sinn z.B. seine Gedanken, Ideen und Vorstellungen, seine Moral und sein Gewissen. Natürlich ist der Grad der Beeinflussung unterschiedlich je nach Kultur und Individuum und sie geschieht auch in anderen Bereichen, doch die Fähigkeit zu sehen, ermöglicht die beste Verbindung mit dem Thema Kreativität im Kontext Parkour, Free Run, L‘ADD etc...


Häufig liest man in Kommentaren zu Parkour und Co. Videos Kritik wegen mangelnder Kreativität, begründet damit, dass dem Zuschauer des Videos bereits vorher alle Bewegungen bekannt waren. Mir stellt sich jedoch die Frage, was ist Kreativität tatsächlich und welche Handlungen lassen sich als kreativ bezeichnen? Kreativ sein wird definiert mit „etwas schaffen bzw. schöpferisch Denken“. Hierbei handelt es sich nicht um eine überdauernde persönliche Eigenschaft, weil jeder geistige Prozess und sein Produkt in Bezug auf Kreativität unabhängig betrachtet werden sollten. Kreativität erfordert weder besondere Intelligenz noch sonstige außergewöhnliche Talente sondern meiner Meinung nach lediglich charakterliche Stärke. Man muss keine neuen Wegen gehen, etwas neues erfinden oder revolutionär denken und handeln. Nur weil man etwas schafft, das schon existiert, schließt das trotzdem individuelle Kreativität nicht aus, das verlangt den persönlichen Hintergrund, das Wissen und die Erfahrung des Schaffenden zu kennen. Es stellt sich die Frage inwiefern kreative Prozesse beherrschbar und berechenbar sind und sein dürfen und ob sie dann tatsächlich noch „kreativ“ sind. Ich glaube jedoch, dass sich Schöpferkraft nicht messen, erlernen oder trainieren lässt, sie hängt von Beharrlichkeit UND dem Zufall ab und jeder Mensch hat bereits die Grundlage dazu. Man kann jedoch die Rahmenbedingungen auf verschiedenen Wegen optimieren.


Wie die Kunst und die Musik, bieten auch Parkour, Free Run und Co. ein Medium um seinen kreativen Impulsen Ausdruck zu verleihen. Nimmt man Rücksicht auf die Definitionen, so ist dies in Parkour etwas indirekter in Form von verschieden Problemstellungen denen man sich auf dem best möglich effizientem Weg stellen muss und für die es nötig ist Lösungen zu finden, in Free Run puristischer bzw. mit mehr Handlungsspielraum.


Vor allem Babys und Kleinkinder sind sehr kreativ und haben eine blühende Fantasie, doch mit zunehmendem Alter nimmt die Kreativität vieler Menschen scheinbar ab.


Warum ist das so?


Je jünger ein Mensch ist, desto weniger hat er erlebt und dementsprechend weniger Erfahrungen , gute wie schlechte, hat er gesammelt. Er ist also weniger geprägt, und furchtloser, handelt instinktiver. Doch um zu überleben muss er sich anpassen und die Prägung nimmt mit fortschreitendem Alter zu, unfreiwillig, man kann sich nicht dagegen wehren, weil alleine die Tatsache, dass man durch den Tag geht, unabhängig davon, was man dabei tut, einen Menschen prägt und ihm eben bestimmte Erfahrugen beschert. Das ist der Lernprozess des Lebens.


Die einzige Möglichkeit, die man also hat um sich das Kreative denken und die Handlungen die ihm folgen zu erleichtern ist, alles was man weiß und kennt - natürlich nur bis um einem vernünftigen Maß- (stellt sich jedoch auch wiederum die Frage wann der Grad erreicht ist, ab dem etwas unvernünftig ist. Ist es das riskieren seines Lebens oder einer Verletzung? Welche Opfer muss man für die Kreativität bringen, welche Leiden ertragen? Das ist jedoch ein anderes Thema) abzuschütteln, auszublenden, einfach vorübergehend zu vergessen, auch wenn es unterbewusst immer mit in Denken und Handeln einfließen wird (gibt es dann so etwas wie Kreativität überhaupt?).


Mir hilft es dabei, zu versuchen das zu sehen, was tatsächlich real ist, und nicht das was meiner vorbelasteten Wirklichkeit entspricht. Keine Ampel, die einem sagt, du darfst nicht gehen, weil es gefährlich ist also bleib stehen, sondern einfach eine rote Ampel. „Empty your mind..“ Kein Hindernis, dass von mir verlangt einen bestimmten vorgegebenen Weg zu folgen um an ein bestimmtes vorgegebenen Ziel zu gelangen sondern z.B. einfach eine kalte, harte, raue, schmutzige, rutschige, poröse, staubige, alte, neue, bemalte, schwarze/rote/blaue/gelbe/blaaa Backstein/Sandstein/Beton/Bla - Mauer einer bestimmten Höhe, die NUR deshalb an diesem Ort steht um den Zweck zu erfüllen, den ICH in ihr sehe. Kein Abgrund mit gefährlichen Konsequenzen, kein Holzzaun, der splittern oder brechen könnte, keine rostige Stange, sondern ein Werkzeug, um mich zu finden, mich auszudrücken.


Es gibt keine Anleitung für kreatives Denken, jedoch das Wissen, dass jeder dazu im Stande ist. Mehr ist nicht notwendig.



Zum Schluss möchte ich euch noch folgendes, sehr wahres Zitat ans Herz legen:


„Ideen kommen von selbst, wenn man ihnen die Möglichkeit dazu gibt; es ist genau wie mit dem Regen: Wenn man sich bei Regenwetter lange genug ins Freie stellt, wird man naß, ohne etwas dazuzutun."

(Cossman)



Danke für euer Interesse


Carlos

Dienstag, 16. Juni 2009

Klappe die Vierte!

Können erfordert Erfahrung

3 Jahre ist es nun her, dass ich, Carlos Michael Meyer, das erste mal in Berührung mit dem Sport kam, der mein Leben so stark beeinflusst hat, wie nur wenige andere Sachen zuvor. Damals, es war der 16. Juni 2006, war mir nicht einmal bewusst, dass das, was für mich und einen Kumpel reines Rumgehüpfe war, andere - in einer stark weiterentwickelten Form - unter dem Namen Parkour kannten. Unserer Anlass war damals, dass wir beide auf einem Erwachsenen-Geburtstag waren und versuchten etwas unterhaltsameres zu finden, als den ewig langen und langweiligen Gesprächen dieser Erwachsenen zuzuhören. Wir waren zu dieser Zeit beide Opfer des Skate-Hypes; jedoch hatten wir weder unsere eigenen Boards dabei noch die Möglichkeit an welche ranzukommen. Also dachten wir uns, wir setzen die Tricks ohne Zubehör um und so war es: Wir grindeten, slideten, sprangen mit verschiedenen "Moves" und fassten das alles unter dem Namen XSF (= extreme skate-footing) zusammen. Diese neue Art des Skatens verbreitete ich unter meinen Freunden und es schloss sich der ein oder andere an. Nach ca. einem halben Jahr - wir hatten unser Können schon beträchtlich verbessert und planten bereits den Dreh unseres ersten Videos - sprach mich mein Vater, der uns einige Male beobachtet hatte, an und erzählte mir, er habe im Fernsehen eine Reportage über Leute aus Frankreich gesehen, die einen ähnlichen "Sport" betrieben, die jedes städtische Hindernis überwunden oder in ihren Lauf miteinbezogen. Ein wenig entäuscht, nicht der erste gewesen zu sein, der auf eine solche Idee gekommen ist, recherchierte ich im Internet: ohne Erfolg. Es wäre ja auch ein zu großer Zufall gewesen, dass die Franzosen es auch XSF genannt hätten... Ein paar Monate später bekam ich zufälligerweise von einem Freund ein Video mit dem Titel "Extreme Street Climbing" (der wahre Titel des Videos ist "A brothers' journey" von 3run, wie ich später herausfand), welches mein "Training" und das Ideal, dass ich anstrebte komplett veränderte. Ich fing an zu viel zu droppen und versuchte einige Bewegungen des Videos nachzuahmen. Die Folge waren meine ersten wirklich schweren Muskelkater... Obwohl dies das erste "Parkour"-Video war, das ich sah, war der Begriff "Parkour" noch nicht gefallen, jedoch öffnete es mir trotzdem in gewisser Weise die Augen, zeigte mir zu was der Mensch im Stande ist, allerdings leider ohne daraufhinzuweisen wieviel gewissenhaftes Training dahinter steckte.
Genau ein Jahr nach meinem ersten "Rumgehüpfe" - ich hatte einige Wochen vorher meinen ersten eigenen Internetanschluss erhalten - lud ich mein erstes "Parkour"-Video hoch und erfuhr so von dem deutschen Parkour-Forum, welches auch großen Anteil an meiner Entwicklung im Parkour hatte. Schon zwei Monate vorher, war in Kassel unter dem Dach des Vereins Dynamo Windrad ein regelmäßiges Parkour-Trainingsangebot in der Halle gestartet. Hier fand ich Gleichgesinnte und schloss Freundschaften, die teilweise noch bis heute halten bzw. noch enger geworden sind.

Mitlerweile - ich habe heute auf den Tag genau seit 3 Jahren mit der Kunst der Fortbewegung zu tun - dreht sich ein großer Teil meines Lebens um Parkour, Free Running, Movement und was es nicht alles noch für Namen für die eine Leidenschaft gibt, die wir alle teilen: Bewegung! Ich hab mir einiges an Wissen und Können angeeignet, vieles hat mir geholfen, manches hat mich verwirrt und anderes entpuppte sich sogar als völliger Blödsinn. Parkour ist nicht auch nur annähernd vergleichbar mit den Hobbies, die vorher meinen Alltag füllten, dafür hat es mich zu stark verändert; meine Art zu denken und zu sehen, meinen Körper und die Art in der ich mich bewege. Ich habe Menschen kennengelernt, die mir viel bedeuten, neue Perspektiven und Orte gesehen, habe geblutet und geschwitzt, Parkour hat mir nicht nur Glück sondern auch Schmerzen und Sorgen bereitet, ich habe viel Zeit investiert um da zu stehen wo ich jetzt stehe, blicke auf eine schöne Zeit zurück und stehe doch vor einem guten Stück Weg, den es noch zu gehen gibt ohne zu wissen wo mich dieser Weg hinführt oder ob es überhaut ein bestimmtes Ziel gibt; diesen geschlängelten Weg, der im weit entfernten Nebel der Zukunft zu verschwinden scheint, kreuzen wieder andere Wege...
Kurz gesagt: Ich stehe am Anfang des vierten Trainingsjahrs und blicke zurück auf drei Jahre gefüllt mit vielen Erfahrungen. Das Wissen, das ich mir in 3 Jahren angeeignet habe, steht für den Anfänger von heute gut zusammengefasst verfügbar auf ein paar Seiten. Und genau das ist der Grund für den Titel dieses Blogs und den ersten Beitrag: Ich bedaure, dass die Leute die heute mit dem Parkour Training beginnen, zwar sehr schnelle Fortschritte machen, weil ihnen in unzähligen Videos alles vorgekaut wird. Aber Parkour ist nicht einfach "mach den Move und hänge dann den Move dran". Es ist wichtig selbst zu leiden, sich selbst was zu erarbeiten auch wenn man dabei mal auf die Schnauze fällt. Den Anfängern von heute fehlt die Möglichkeit eigene Erfahrungen zu sammeln, selbstständig zu denken und zu handeln, ganz nach dem Motto "Trial and Error"

Liebe LeserInnen, ich bedanke mich für das Lesen des ersten Eintrages und verspreche, dass ich auch in Zukunft interessante Beiträge in diesen/meinen Trainingsblog schreiben werde.

Train Hard!

Carlos